Denkfest 2023: Nachhaltigkeit als kulturelle Idee für eine zweite Aufklärung

Unter dem Motto „Kunst heißt Verändern“ fand am 28. und 29. Juni das Denkfest 2023 auf der BUGA 23 in Mannheim statt. Knapp 500 Teilnehmende besuchten die größte Austauschplattform für Kulturakteure der Metropolregion Rhein-Neckar, um sich über Impulsvorträge, bei Diskussionsrunden und in Workshops mit dem Thema Nachhaltigkeit in Kunst und Kultur zu beschäftigen.

Eine Rede von Tsitsi Dangarembga und eine Keynote von Nicola Bramkamp spannten den Rahmen für den diesjährigen Schwerpunkt des Denkfestes: Nachhaltigkeit in Kunst und Kultur. Am ersten Festivaltag inspirierte Nicola Bramkamp, künstlerische Leiterin und Gründerin der Initiative SAVE THE WORLD, die Kulturschaffenden mit Beispielen aus der künstlerischen Praxis, ihre Hebel zu nutzen und Verantwortung für die nachhaltige Transformation zu übernehmen. Am zweiten Tag organisierten die beiden international renommierten Festivals der Rhein-Neckar-Region Heidelberger Frühling und Enjoy Jazz das Forum „Keine Kunst ist auch nicht nachhaltig“. Nach einem Austausch ihrer Erfahrungen auf dem Weg zu einer Nachhaltigkeitsorientierung setzten zwei Impulse von Detlef Grooß und Selina Kahle das Signal, Nachhaltigkeit in der Kultur nicht auf ein betriebliches Nachhaltigkeitsmanagement zu begrenzen, sondern die Stärken der Kultur für einen Bewusstseins- und Kulturwandel zu nutzen. Selina Kahle, stellvertretende Projektleiterin des 2N2K-Netzwerks bei der Initiative Culture4Climate, betonte hier eine doppelte Rolle der Kultur, die sie an den Grundsätzen und Leitzielen der Nachhaltigkeitsdeklaration für den Kulturbereich erläuterte.

Zum Höhepunkt des Denkfestes 2023 hielt Tsitsi Dangarembga, Friedenspreisträgerin des deutschen Buchhandels, eine Rede unter dem Titel „What is the meaning of enlightenment in the 21st century“. In Auseinandersetzung mit der Tradition der europäischen Aufklärung und einem „Ich denke also bin ich“ sowie der afrikanischen Ubuntu-Kultur eines „Ich bin, weil Du bist“ stellte sich Dangarembga die Frage, ob Nachhaltige Entwicklung die kulturelle Idee einer zweiten Aufklärung sein könne. Sie lieferte damit weitreichende Denkanstöße für das anschließende Panel „Sustainable Relations Worldwide“, an dem sich unter der Moderation von Dr. Ralf Weiß, Vorsitzender des 2N2K-Netzwerks, neben Tsitsi Dangarembga und dem Oberbürgermeister des Stadt Mannheim Peter Kurz auch Melanie Müller von der Stiftung Wissenschaft und Politik sowie Rainer Kern, Gründer und Leiter des Enjoy Jazz Festivals beteiligten. In der hochkarätigen Debatte um unterschiedliche Nachhaltigkeitsperspektiven in Globalem Norden und Globalem Süden zeigte sich einerseits die Notwendigkeit einer grundlegenden Veränderung des kolonial geprägten Entwicklungsverständnisses und andererseits die Hoffnung auf eine globale Weiterentwicklung der europäischen Aufklärung.

Weitere Informationen:

Programm Denkfest 2023: Link

Panel „Keine Kunst ist auch nicht nachhaltig“: Link

Panel „Sustainable Relations Worldwide“: Link

Rede Tsitsi Dangarembga „What is the meaning of enlightenment in the 21st century“: Videozeichnung

 

Foto: (c) Arthur Bauer